Änderungen beim Medical

Die neue Regelung sieht vor, dass Pilot:innen ab dem 40. Geburtstag regelmäßig eine Laborkontrolle der Blutfettwerte durchführen lassen müssen – ab 40 zunächst alle 5 Jahre, ab 50 alle 3 Jahre und ab 60 alle 2 Jahre. Diese Zeitintervalle können aber von den nationalen Behörden – in begründeten Fällen abgeändert werden.

Folgende Blutwerte werden geprüft und mit anderen Risikofaktoren (Systolischer Blutdruckwert, Lebensalter, Rauchen, Diabetes, kardiovaskuläre Vorfälle in der Familie) kombiniert.

·        Cholesterin (LDL und HDL)
·        Triglyceride

Ziel ist es mittels Tabelle oder mit einem Programm (PROCAM Test – Assmann Stiftung für Prävention) das 10-Jahres-Risiko eines akuten kardiovaskulären ‘events’ zu bestimmen und damit das Risiko einer incapacitation zu minimieren.
Sollte der Score in der 10-Jahres-Risiko-Bewertung den Wert von 10% überschreiten, ist eine Verweisung an die Behörde erforderlich. In den meisten Fällen wird der betreffende Pilot bis zur endgültigen Abklärung weiterfliegen dürfen – letztendlich liegt die Entscheidung diesbezüglich aber beim Flugmediziner und der Behörde. Die Behörde kann weitere Untersuchungen wie z. B. Echokardiographie, Ergometrie, Carotis Ultraschall, … anordnen.
Wir empfehlen, bereits frühzeitig einen Blutbefund (der von der österr. Gesundheitskassa derzeit einmal pro Jahr ohne besondere Indikation bezahlt wird) über den Hausarzt machen zu lassen. Dieser Blutbefund darf bei der Vorlage beim Flugmediziner ein Jahr alt sein. Somit hat man relativ lange Zeit – in Absprache mit dem Hausarzt – Maßnahmen zu ergreifen.

In den meisten Fällen haben eine Umstellung der Ernährung und/oder Ausdauersport einen positiven Einfluss auf die Blutfettwerte. Allerdings können hohe LDL Werte durch Gen-Defekte vererbt werden. Hier ist eine nähere, medizinische Abklärung notwendig.

Sieht man sich auf der PROCAM Tabelle die einzelnen Parameter an, fällt auf, dass das Lebensalter, Rauchen und Diabetes einen sehr großen Einfluss auf den Gesamtscore haben. Macht man den Test im Internet (Assmann Stiftung) wird auch das Geschlecht berücksichtigt, da Männer generell ein höheres Risiko haben. Die meisten Flugmediziner verwenden aber die Tabelle.
Die vorliegenden Änderungen werden vielleicht als „lästig“ empfunden, stellen aber lediglich einen Bruchteil der ursprünglich von EASA und europäischer Politik diskutierten Veränderungen dar. Schlussendlich sollte es auch im Interesse jedes Einzelnen liegen, sein kardiovaskuläres Risiko zu kennen, um gegebenenfalls rechtzeitig intervenieren zu können.

Für über 60-jährige gibt es noch eine Änderung beim Sehtest. Gemäß AMC1 MED.B.070 (c) (4) und AMC2 MED.B.070 (b) (4) ist bei Klasse 1 + 2 Probanden ab 60 bei jeder flugmedizinischen Untersuchung im Rahmen der augenärztlichen Routineuntersuchung das Kontrastsehen zu überprüfen.
Dies wird meist mit den MARS Tafeln geprüft – diese und der Procam Score stehen hier für Mitglieder zum Download bereit (bitte vorher im Memberbereich einloggen):